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Alt 09.10.2017, 13:43   #2
pirrax

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a 7 II

Ankunft in Singapur und Weiterflug nach Jakarta

Angekommen in Singapur wussten wir, dass für uns etwas stressig wird. Unser Flug hatte nämlich eine Stunde Verspätung. Wir haben dummerweise bei der Buchung des Anschlussfluges nach Jakarta nicht bedacht, dass 2,5 Stunden für das Gepäckholen, durch die Immigration gehen und uns erneut einchecken zu knapp waren. Anstatt 2,5 Stunden hatten wir durch die Verspätung nur noch 1,5 Stunde(n) Zeit. Wir sind zur Gepäckausgabe gejoggt. Zwischenzeitlich habe ich mein Telefon wieder eingeschaltet und bekam ein SMS von Air France:

„Es tut uns leid, Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Gepäck verspätet eintreffen wird.“

WTF! Total verwirrt sind wir zum Gepäckausgabeband gegangen. Dort wartete schon eine Mitarbeiterin mit einer Liste von Passagieren mit einem ähnlichen Schicksal. Die Mitarbeiterin wollte erstmal die betroffenen Passagiere zusammensammeln, aber da wir uns beeilen mussten, hat sie freundlicherweise uns schon mal zum Lost-Found-Schalter begleitet. Dort konnte ein Mitarbeiter zügig das nötige Formular ausfüllen. Daumen hoch, er war sehr professionell. Da wir ja (mittlerweile nur noch in einer Stunde) nach Jakarta weiterfliegen mussten, habe ich gebeten, dass mein Gepäck bis nach Indonesien transferiert wird. Ich habe noch die Adresse von meinen Eltern in Indonesien gegeben, damit die Fluggesellschaft mein Gepäck dorthin bringt.

In der Zwischenzeit hat meine Frau freudenstrahlend ihr Gepäck vom Band erhalten. Ich habe bis heute immer noch nicht verstanden, wieso ihr Gepäck mit uns mitgeflogen ist aber meins nicht. Höfflich bedankte ich mich für die hervorragende Bearbeitungszeit des Lost-Found-Mitarbeiters. Ich bekam den Hinweis, dass ich mich erneut in Jakarta wegen meines Gepäckes bei Lost and Found melden sollte (ich habe zwar nicht verstanden wieso, aber gut).

So sind wir innerhalb von geschätzten 10 Minuten von einem Terminalgebäude zum Nächsten gerast. Der Check-in Schalter für unseren Flug war natürlich am anderen Ende vom Terminalgebäude und das Einchecken war schon abgeschlossen. Mit einer Mischung aus Bitten und Drängeln haben wir doch noch die Check-in-Mitarbeiterin überreden können, uns einzuchecken. Ziemlich platt von unserem 12 Stundenflug und die ganze Rennerei sind wir glücklich in unseren Flieger nach Jakarta eingestiegen. Ich hatte während des Fluges nach Jakarta ein gemischtes Gefühl. Glücklich dass wir unseren Flug nach Jakarta doch gekriegt haben und ein bisschen leicht irritiert, wieso mein Gepäck nicht mitgeflogen ist, obwohl meine Frau und ich gleichzeitig unser Gepäck abgegeben haben.

In Jakarta angekommen wurde man sofort mit der typischen indonesischen Unorganisiertheit konfrontiert. Erstmal war es nicht leicht, die richtige Linie für die Immigration zu finden. Mittlerweile darf man nämlich für 30 Tage Indonesien visumfrei besuchen. Den richtigen Weg zu finden war nicht leicht, weil man an allen Visa on Arrival Schaltern vorbei gehen musste um den Ausgang zu finden. Wahrscheinlich war es auch Absicht, damit verwirrte Touristen doch Visa on Arrival kaufen, obwohl sie die 90 Tage Aufenthalt eigentlich nicht brauchen.

Das nächste Chaos erlebte ich beim Lost-Found-Schalter. Ich sollte mich in Jakarta erneut melden. So hat man mir in Singapur gesagt. Eigentlich müsste ich ja das ganze Durcheinander bereits kennen, aber wenn man schon lange im Ausland gelebt hat, hat man einiges bereits vergessen. Es fing schon damit an, dass es keine richtige Schlage gab. Man ist einfach auf einen Mitarbeiter gestürzt, den man erwischen konnte. Insgesamt waren es drei (armen) Mitarbeiter, die die Meldungen und Beschwerden der Passagiere ohne Gepäck bearbeiten mussten. Dort bei den Mitarbeitern war eine Supervisorin dabei, die alles andere als hilfreich war. Sie hat ständig mit meiner Ansicht nach nutzlosen Verbesserungsvorschlägen zwischengefunkt. Ich habe ja verstanden, was sie zu den Mitarbeitern gesagt hat, während die anderen Fluggäste verdutzt geschaut haben, da sie die indonesische Sprache nicht verstehen. Ich habe mich kurz beim Warten mit zwei Deutschen unterhalten, die auch ohne ihr Gepäck da waren. Eigentlich hätten sie mit KLM einen Tag früher ankommen müssen, aber ihr Flug von Berlin wurde wegen des schlechten Wetters gecancelt und sie mussten eine Nacht in Amsterdam verbringen. Bei den war es noch schlimmer, sie haben zwei Stück Gepäck abgegeben, das Gepäck ist beide nicht angekommen (bei uns immerhin ist das Gepäck von meiner Frau mitgeflogen). Dazu kommt es, dass sie am nächsten Tag mit dem Bus weiterverreisen wollten. Wie sie am Ende wieder ihr Gepäck wiederbekommen sollen, frage ich mich bis heute noch. Es war auch ein hin- und her- mit der Geldentschädigung für ihr verspätetes Gepäck (z.B. um erstmal Hygieneartikel nachzukaufen). Scheinbar wusste der Lost-Found-Mitarbeiter nicht, was die Passagiere für Rechte haben oder ihm war nicht wirklich bewusst, in was für einer dummen Situation die zwei Deutschen gesteckt haben.

Als ich endlich dran war, wusste ich ehrlich gesagt nicht, was der Mitarbeiter gemacht hat. Er hat meine Unterlagen erneut kopiert (obwohl alles bereits im System gespeichert ist) und am Ende meinte er, ich soll mich bei einer anderen Fluggesellschaft melden, mit der wir nach Jakarta geflogen sind. Ich habe mehrfach wiederholt, dass die andere Fluggesellschaft mit der Verspätung meines Gepäckes nichts zu tun hat, weil Air France diesbezüglich verbockt hat und nicht die andere Fluggesellschaft. Irgendwann mal hat er resignierend mich weggeschickt und gesagt, dass wir fertig seien.

Total verwirrt von dem ganzen Chaos kamen wir raus und wurden herzlich von meinen Eltern empfangen. Zu Hause in Bogor habe ich von meinem Vater ein paar Sachen zum Anziehen leihen können und wir sind nach dem Abendessen ziemlich früh eingeschlafen.

Am nächsten Tag wurde ich ziemlich früh schon wach. Ich habe die Zeit genutzt, um mir den Garten von meinen Eltern anzuschauen. Dabei fiel mir auf, dass meine Eltern einen „Jambu“-Baum haben. Ich habe diese Frucht als ein kleines Kind sehr gerne gegessen. Jambu schmeckte süß säuerlich erfrischend und etwas wässrig. Ich konnte mich daran erinnern, wie ich als Kleinkind ungeduldig die Unreifen schon geerntet habe, gegessen und davon Bauchschmerzen bekam. Ich habe versucht, rauszufinden, wie die Frucht auf Deutsch heißt. Sie wird auf Deutsch „Javaapfel“ genannt.


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Bogor ist eine „kleine“ Stadt 50 km südlich von Jakarta. Ich habe seit meiner Geburt 12 Jahre lang die Zeit in Jakarta verbracht. Irgendwann mal wurde die Stadt uns zu voll und sind nach Bogor umgezogen. Als ich mit 12 nach Bogor umgezogen bin, hatte Bogor ca. 300.000 Einwohner. Mittlerweile hat Bogor ca. 1,5 Mio Einwohner. In Bogor habe ich 5,5 Jahre lang gewohnt, bevor ich nach Deutschland ging.

Nach dem Frühstück sind wir zum Markt gegangen. Meine Frau geht nämlich gerne zum Markt, um das Leben und den Alltag von den Menschen vor Ort mitzuerleben. Ich habe eine gute Position gefunden, um den Markt zu knipsen.


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Insgesamt machte der Markt einen saubereren Eindruck, als ich ihn in Erinnerung hatte. Mit der Überdachung ist der Boden überwiegend trocken (damals hatte der Markt nur Holzbalken als eine Dachkonstruktion und bei den häufig vorkommenden Monsunregen war ein Marktbesuch mit trockenen Füssen ein Ding der Unmöglichkeit).

Bogor ist bekannt für ihren botanischen Garten. Der Garten ist ein Erbe aus der damaligen niederländischen Kolonialzeit. Ihn hat man dort errichtet, wo es am häufigsten regnet. Bogor hat auch den Beinamen „Regenstadt“ (Kota Hujan). Außen am botanischen Garten kann man ziemlich untypisch für Indonesien gut zu Fuß laufen. In Indonesien sind Fußwege nämlich Mangelware.


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Die Bäume im botanischen Garten sind schon ziemlich alt und bewuchern zum Teil den Zaun vom botanischen Garten.

Um den Verkehr Herr zu werden, hat man sich in Bogor dazu entschieden, mehrere Straßen in Einbahnstraßen umzuwandeln. Die Straßen um den botanischen Garten waren z.B. zu meiner Zeit in Bogor keine Einbahnstraße. Scheinbar hat die Maßnahme was gebracht, weil wir haben in Bogor keinen Stau gehabt (trotz der mittlerweile relativ hohen Anzahl an Anwohnern).

Meine alte Schule haben wir besucht. Ich war dort 3 Jahre lang während meiner Mittelstufe. Als wir dort waren, hat meine Frau mich gefragt, ob ich die Schule größer in Erinnerung hatte. Ja, etwas größer hatte ich sie in Erinnerung.


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Und dann kamen wir am Dom von Bogor. Der Dom ist direkt neben meiner alten Schule. Ich musste wieder daran denken, wie furchtbar es war, dass ich als Teenager jeden Samstagabend zur Messe musste und zusätzlich dazu am ersten Freitag im Monat. In meiner ehemaligen katholischen Schule durften Kinder anderer Religion auch zum Unterricht gehen. Sie hatten nach der 5. Stunde am Freitag Unterrichtsende, während die katholischen Kinder (wie ich) im Gegensatz dazu entweder noch eine Zusatzstunde katholischer Religion hatten oder am jeden 1. Freitag im Monat zur Messe mussten. Da wurde die Erinnerung wieder wach, wie ich versucht habe, die Messe zu schwänzen (z.B. mich auf der Toilette eingeschlossen und mich dort versteckt).


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Mittlerweile war es fast Mittag, die Sonne hat den höchsten Punkt erreicht und es wurde etwas unerträglich heiß. Die Katze in der Rikscha zeigte uns, was man am besten bei der Temperatur macht, so sind wir erstmal wieder zurück zu meinen Eltern zurückgefahren, um ein Siesta zu machen.


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Abends nach dem Essen sind wir zu einem Einkaufszentrum gegangen. In Einkaufszentren bummeln ist eine Lieblingsbeschäftigung in Asien. So ist es auch kein Wunder, dass Samstagabend die Einkaufszentren gut besucht sind. Wir waren in einem Einkaufszentrum, das noch nie da war, als ich noch in Bogor war. Dort habe ich mir eine günstige Badehose geholt, damit wir am nächsten Tag vormittags ein wenig schwimmen konnten, ohne dass ich auf mein Gepäck warten musste. Ich habe im Einkaufszentrum eine Stelle gefunden, von dort aus ich dieses Bild machen konnte:


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Nach dem Hinflug und diesem Tag hatte ich ca. nur noch die Hälfte der Akkuladung zur Verfügung. Als ich meinen Akku aufladen wollte, fiel mir wieder ein, dass mein Aufladegerät sowie mein Stativ in meinem abgegebenen Gepäck waren. Ich habe anfangs nicht verstanden, wieso Sony im Lieferumfang nur ein USB-Kabel zum Akkuaufladen in der Kamera mitgeliefert hat. Ich war kein Freund von dieser Lösung, aber an diesem Abend war ich froh, dass ich auf diese Art meinen Akku wieder aufladen konnte. So schnell konnte man seine Meinung ändern.

Zu Hause bei meinen Eltern angekommen, habe ich online gesehen, dass mein Gepäck zwischendurch in Singapur eingetroffen ist und mit der nächsten Singapore Airlines Maschine nach Jakarta gebracht wurde. Die Geschichte dazu erzähle ich bei der nächsten Gelegenheit.
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Möge das Licht mit Dir sein
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Geändert von pirrax (09.10.2017 um 14:28 Uhr)
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