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Alt 19.01.2017, 15:57   #8
Aleks
 
 
Registriert seit: 03.12.2010
Beiträge: 948
Hey Tempus Fugit,

Deine Gedankengänge und daraus resultierendes Vorgehen sind richtig.

Ich nutze seit über 10 Jahren EIZO Monitore und habe mir die gleichen Gedanken dazu gemacht, als ich in das Thema Farbkalibrierung eingestiegen bin.

Aktuell nutze ich i1 Display mit DispCalGUI und AgryllCMS in Verbindung mit diversen hardware-kalibrierbaren und nicht-hardware-kalibrierbaren Monitoren.

Bei nicht-hardwarekalibrierbaren Monitoren würde ich folgendermaßen vorgehen:

- Monitor nach Möglichkeit digital an den Rechner anbinden (DVI-I, DisplayPort, nicht VGA)
- Monitor mind. 15 Minuten aufwärmen lassen
- sich für einen Weißpunkt entscheiden, z.B. 6500K (manche bevorzugen wärmere 5500K)
- sich für die gewünschte Helligkeit entscheiden (einigen sind die empfohlenen 120 candela zu dunkel, je nach Umgebungslicht des Arbeitsplatzes notfalls auf 140 oder 160 candela gehen)
- Kalibrierungssoftware starten
- Der Software mitteilen, dass der Weißpunkt bei 6500K und Helligkeit bei 120 ccd liegen sollen, und ob es sich um einen Wide-Gamut Monitor handelt, oder nicht
- Meßgerät aufsetzen
- Das weiße Rechteck zur Kalibrierung des Monitors anzeigen lassen
- am Monitor alle werte nullen und vor allem sämtliche Kontrast-, Helligkeits- und Bildverbesserungs-Automatiken abstellen
- Nun die Helligkeit und RGB-Gain-Werte im Monitor-Menü so anpassen, dass der Weißpunkt stimmt und als "OK" von der Software zurückgemeldet wird.

Damit sind schon mal die mit Abstand gröbsten Abweichungen beseitigt und bisher wurde nur der Monitor an ein möglichst sauberes "Weiß" angepasst. Am Grafikkartensignal wurde noch nichts gemacht.

Wenn erledigt, dann die (meist automatisch ablaufende) Profillierung durchführen, wo die alle anderen Farben bzw. die Farbkurven angepasst werden. Die Software bindet im Anschluß das erstellte Farbprofil automatisch ins System ein.

Deine vermutung ist richtig, die Anpassung des gesendeten Signals ist nur im begrenzten Rahmen möglich. Es ist möglich, dass die Software die in Deinem Fall erwähnte absichtliche Verstellung der Gain-Werte noch ausgleichen kann.

--> Jedoch je stärker die Abweichung, desto kleiner wird der durch den Monitor darstellbare Farbraum.

Ist die Abweichung zu groß (z.B. der von dir erwähnte extreme Rotstich mit Gain R:100 G:50 B:100), wird irgendwann keine Kalibrierung mehr möglich sein.

Das Gute ist: geht man in der richtigen Reihenfolge vor, lässt sich in der Regel das Optimum aus jedem Monitor rausholen.
Eine Sofware wie z.B. AgryllCMS kann Dir am Ende des Prozesses anzeigen, wie viel Prozent eines Farbraums (z.B. 98% von SRGB) Dein Monitor in der Lage ist anzuzeigen.

Viele Grüße
Aleks

Vorsicht: Das Thema Farbkalibrierung ist wie Treibsand! Jetzt mehr man sich damit beschäftigt, desto tiefer sinkt man ein!
Vor allem git es viele Verständnisprobleme aufgrund des unglücklich gewählten Wordings bei En-De Übersetzungen.
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