Hallo Isegrim,
man kann mit einer Hilfestellung schnell daneben liegen, wenn man nicht so recht weiß, von welchen Voraussetzungen man ausgehen kann. Du brauchst offenbar einen Grundlagenkurs, der sehr weit unten beginnt. Dazu verweise ich gerne auf das Kamera-Handbuch. Allerdings weiß ich auch, dass das ziemlich trockener Stoff ist, den man sicher nicht beim ersten Lesen komplett begreift. Viel ansprechender und lebendiger liest sich der
Online-Kurs oder das Buch von Tom Striewisch. Dort werden die Grundlagen umfassender und anschaulicher erklärt als es hier im Rahmen der Forenbeiträge möglich ist.
Wenn Du in einem Thema nicht weiterkommst, versuchen wir unser Bestes!
Ein kleiner Anfang:
Zunächst geht es darum, ein Bild richtig zu belichten. Die Kamera bietet dazu 3 Möglichkeiten:
- ISO-Empfindlichkeit
Die Empfindlichkeit reicht von ISO100 bis ISO3200 (je nach Kamera auch höher).
Die besten klaren Ergebnisse bringt der Sensor bei ISO 100...400. Die hohen Werte sollte man nur in Ausnahmefällen verwenden. Jede Verdoppelung der ISO-Zahl bedeutet eine Verdoppelung der Lichtempfindlichkeit. Bei ISO 200 braucht man also halb so viel Licht wie bei ISO 100, damit das Bild gleich hell wird.
- Blende
Die Blende ist ein Lamellenkranz im Objektiv, der normalerweise ganz geöffnet ist und nur während der Aufnahme auf den eingestellten Wert zuschnappt. Sie begrenzt die Lichtmenge, die den Sensor erreicht. Eine weit geöffnete Blende (z.B. f/2,8) lässt mehr Licht durch als eine weit geschlossene Blende (z.B. f/16). Jede ganze Blendenstufe bedeutet halbe bzw. doppelte Lichtmenge.
- Belichtungszeit
Die Belichtungszeit steuert den Verschluss vor dem Sensor. Auch hier zählt man wieder in Halbierungen und Verdopplungen, die je nach Kameraeinstellung nochmal in 0,5 oder 0,3-Stufen unterteilt sind. Ein Bild erhält z.B. bei 1/125 sec doppelt so viel Licht als bei 1/250 sec.
Es gibt also eine ziemlich große Auswahl an Einstellungen, die alle zu einem richtig belichteten Bild führen. Trotzdem sehen die Bilder alle unterschiedlich aus.
- ISO niedrig: ergibt gleichmäßige farbige Flächen, die naturgetreu aussehen.
- ISO sehr hoch: In Flächen, die eigentlich einfarbig sind, sieht man viele bunte Pixel, die eigentlich nicht dort hin gehören. Die Fläche wirkt grieselig wie ein Sandkuchen. Das nennt man "Rauschen", und ist der Preis für eine hohe Sensorempfindlichkeit. Manchmal braucht man die hohe Empfindlichkeit, weil es sonst durch zu lange Belichtungszeiten zu Verwacklungsunschärfen kommt. Also: besser ein verrauschtes Bild als ein verschwommenes Etwas.
- Blende offen: erzeugt Bilder mit sehr geringer Schärfentiefe. Das heißt, dass nur eine schmale "Schicht" des Motivs scharf abgebildet wird. Alles was davor oder dahinter liegt, wird mit zunehmender Entfernung unschärfer.
- Blende geschlossen: Je kleiner die Blendenöffnung ist, um so größer ist die Schärfentiefe. Dabei spielen auch andere Faktoren wie Brennweite und Abstand zum Motiv eine Rolle.
Die Blende sollte bei vielen Objektiven nicht ganz offen eingestellt sein, weil das Objektiv dann nicht seine volle Schärfe entfalten kann. Sie sollte aber auch nicht bis zum Anschlag geschlossen werden, weil dann die Beugungsunschärfe einen Schleier über das gesamte Bild zieht. Nimm das nur zur Kenntnis, denn verstehen wirst Du das später erst.
- kurze Belichtungszeit: sie wird meistens angestrebt, weil es damit am einfachsten ist, Bilder ohne Verwacklung auszulösen. Es ist aber nicht immer so viel Licht vorhanden, dass man so kurz belichten kann wie man gerne möchte.
- lange Belichtungszeit: ist manchmal notwendig, kann aber auch Gestaltungsmittel sein, um Bewegungen gewollt unscharf abzubilden.
Wenn die Belichtungszeit so lang ist, dass kein scharfes unverwackeltes Bild mehr möglich ist, muss man beginnen, Kompromisse einzugehen. Man kann die ISO-Empfindlichkeit erhöhen, soweit man bereit ist Rauschen in Kauf zu nehmen.
Man kann auch (wenn es das Objektiv hergibt), die Blende weiter öffnen, und damit auf Schärfentiefe zu verzichten. Wenn beide Kompromisse nicht gewünscht werden, kann man ein Stativ verwenden. Damit sind lange Belichtungszeiten verwacklungsfrei möglich. Bei stillen Motiven ist das auch kein Problem. Bewegte Motive werden allerdings trotzdem unscharf. Dann hilft nur mitgebrachtes Licht (Lampen, Blitzgeräte), oder die Aufnahme von nachts auf tagsüber zu verschieben.
Je besser die Lichtverhältnisse sind, um so größer sind Deine Gestaltungsmöglichkeiten. Mach Dich mit diesen Zusammenhängen vertraut. Sie erfordern einige Übung und Erfahrung, so dass Du die Auswirkungen der Einstellwerte schon einschätzen kannst, bevor Du das Ergebnis siehst. Wenn Du das "drauf hast", entlasse ich Dich in die Obhut der bildgestaltenden Leute, von denen ich selber noch viel zu lernen habe.