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Alt 14.07.2007, 15:39   #6
Sebastian W.
 
 
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Deine Anforderungen klingen nach kreativer Standortwahl wie WinSoft sie beschreibt und Panoramatechnik, welche die Funktion von Shift-Objektiven beinhaltet. Ich halte in meinem Fotorucksack immer ein Geodreieck und einen Taschenrechner bereit. Über das Geodreieck kannst du die nötigen Winkel anpeilen. Es ist billig, funktioniert und mit ein paar Prozent Abweichung kann ich leben. Aus den Winkeln ergibt sich, welches Objektiv du brauchst, ob Panoramatechnik herhalten muss und ob du ein Motiv aus einer bestimmten Perspektive sinnvoll oder überhaupt linientreu abbilden kannst. Bei über 110° Blickwinkel lasse ich es lieber bleiben und suche mir einen anderen Standort.

Bei Außenaufnahmen von Häusern in Panoramatechnik musst du den Nodalpunktadapter nicht all zu genau einstellen. Kleine Fehler an der Montierung führen nur zu winzigen Fehlern im Bild. Ein festgeklemmtes Einbein kann schon reichen. Bei Außenaufnahmen mit Vordergrund oder Innenaufnahmen im Allgemeinen ist es kritischer. Hier halte ich ein mindestens mittelmäßiges Dreibein und einen genau abgestimmten Panoramakopf für unverzichtbar. Probiere doch mal die Testversion von PTGui und das kostenlose SmartBlend. Als Aufnahmehöhe nehme ich gerne meine eigene Augenhöhe oder knapp darunter, damit die Aufnahme natürlich erscheint. Wenn Fenster, Türen und Lichtschalter im Bild sind, kann der Betrachter die Aufnahmehöhe leichter einschätzen. Eine unnatürliche Höhe konnte auffallen.

Die Änderung der Projektion in Software ist zunächst genau der gleiche Vorgang wie mit einem Shift-Objektiv. Der Unterschied ist die Art des Verlustes.

Software ist in aller Ruhe präzise steuerbar. Gibt man sich Mühe, kann man pixelgenau "shiften". Dabei wird interpoliert. Man verliert also Auflösung in den stark auseinandergezogenen Bereichen. Das ist um so unproblematischer, je weniger man shiftet und je geringer die benötigte Zielauflösung ist. Beseitigen lässt sich das Problem, indem man statt eine einzelne Aufnahme zu shiften (z.B. ShiftN), mit Panoramatechnik arbeitet und mehrere zusammengefügte Aufnahmen shiftet (z.B. PTGui), wodurch sie die effektive Auflösung theoretisch beliebig erhöhen lässt, indem man Brennweite und Anzahl der Aufnahmen erhöht. Zudem wird jedes Einzelbild aus dem Zentrum des Bildkreises aufgenommen, in dem die höchste Schärfe und die geringsten optischen Fehler zu finden sind.

Shift-Objektive setzen das gleiche mathematische Modell durch Glas um. Hier verliert man Auflösung zu den Randbereichen des Bildkreises hin und zumindest bei den mir bekannten Kleinbild-Shift-Objektiven werden die Fehler recht grausig und Vignettierung wird zum Problem. Hier lässt sich die effektive Auflösung durch mehrere Aufnahmen nicht erhöhen. Ich nehme an, in höheren Preisklassen und größeren Bildformaten nehmen die Probleme ab und sind irgendwann zu vernachlässigen.

Wenn sich ein Motiv nicht bewegt oder verändert und ich nicht in Mittel- oder Großformat inverstieren will, ist Panoramatechnik schnell, billig, in den Ergebnissen je nach Anforderungen nicht schlechter als größere Formate mit Shift-Optik und flexibel einsetzbar.

Geändert von Sebastian W. (14.07.2007 um 15:46 Uhr)
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