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Alt 21.07.2022, 10:34   #1
Roland_Deschain
 
 
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Beiträge: 3.368
Wieviel „Fotograf“ muss man noch sein – Fluch und Segen moderner Technik?

Zitat:
Zitat von Bandenfresser Beitrag anzeigen
Mit der A1 hat meinen einen Top AF und kann Cropen, dies macht es aus.
Ich denke, heute mache ich mich mal so richtig beliebt ...

Aber dieses Thema treibt mich nun schon eine Weile um, wenn ich mein eigenes fotografisches Treiben betrachte ... Daher sorry an Bandenfresser, dass ich ausgerechnet dein Zitat rausgepickt habe. Aber schöner hätte ich mein Super-First-World-Problem nicht in einen Satz packen können.

Die ketzerische Frage ist: Wenn ich mit einer modernen Kamera quasi einen „Film“ mit 30 oder mehr Bildern/Sekunde bei 50 oder mehr Megapixeln schießen kann, bei perfekt sitzendem AF ... Wieviel Talent braucht es dann noch, um (in meinem Fall) ein Superbild bei einer Tanzshow zu schießen oder (für die meisten Foristen hier) ein perfektes Wildlife-Bild?
Also letzten Endes alles, was mit schneller Bewegung zu tun hat und „früher“ richtig viel Talent, Erfahrung und Glück gebraucht hat.
Heute: Weitwinkel, draufhalten, dem Tracking-AF vertrauen, aus hunderten Bildern DEN Moment aussuchen, zurechtcroppen: Super, das Forum applaudiert?
Vielleicht bin ich auch einfach nur altmodisch mit der Meinung, dass ein Foto nicht erst am Rechner entstehen sollte (ich erinnere mich da an die „Portrait Photographer of the Year“-Bilder, die streckenweise eher digitale Gemälde waren).

Ich hoffe ihr merkt, dass ich hier Devil's Advocat spiele und entsprechend übertreibe, daher ist der Thread ja auch im Café.

Natürlich braucht es eine gewisse Erfahrung, um Bewegungen von Tänzern (oder Tieren) zu antizipieren und niemand möchte 10.000 Bilder von einem Shoot durchforsten. Schon gar nicht, wenn es ein Job und Zeit Geld ist. Und Kentnisse in Sachen Bildwirkung und -aufbau braucht man sogar beim Croppen. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir dem alten Spruch „Mit so einer guten Kamera hätte ich das auch hinbekommen!“ schon ein gewaltiges Stück näher gekommen sind.

Was meint ihr?

Auf einer persönlichen Note kann ich sagen, dass ich die A1 liebe und sie meinen Job wesentlich erleichtert. Privat fehlt aber tatsächlich so ein bisschen der kleine Dopamin-Schuss, den es früher gab, wenn man mit der A7III oder gar A7 (weiter zurück brauche ich gar nicht gehen) DAS Bild im Set entdeckt hat, wo alles passt. Moment erwischt, Belichtung richtig, Technik hat funktioniert, YAY! Mit der A1 ist es mehr so, dass die Flut der technisch perfekten Bilder geradezu abstumpft für solche Glücksmomente.

Daher nehme ich weiterhin gerne eine ältere Kamera oder privat die Leica Q mit all ihren Imperfektionen mit. Dafür mit dem Gefühl, dass mein Beitrag zum gelungenen Bild definitv höher ist als der der Kamera.
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