So, hab noch nichts gelesen, um mich nicht beeinflussen zu lassen.
Am Anfang (ich glaube ich hatte eine der ersten A99) war's mit der A99 im Vergleich zur A850 (ich hoffe/denke die zählt auch) etwas komisch. Ich hatte den Eindruck eine Wunderwaffe in der Hand zu haben, wo man nur noch auf den Auslöser drücken muss und das perfekte Bild kommt hinten aus der Kamera und man muss auf nicht mehr viel achten. Die A99 fühlt sich in allen Punkten einfach "besser" an, in etwa so als wenn man schon von einem starken aber etwas schwerfälligen "Jeep" auf einen noch stärkeren und agileren Sportwagen umsteigt und dabei die Eigenschaften des Jeeps gleich mitgenommen hätte - so Richtung Porsche Cayenne Turbo, oder so. Ich liebe einfach diese Autovergleiche.
Ich habe nur einen kurzen Bildvergleichstest bei Tageslicht mit dem 24 f/2 gemacht und befunden, dass vielleicht(!) die A850 im Low ISO Bereich einen Hauch besser sein könnte (wegen der Folie vielleicht?) als die A99. Alles andere schien aber an der A99 mindestens ebenbürtig, wenn nicht gar zigfach besser und daher wurde die A80 schnell verkauft, bevor die Preise zu trudeln anfangen. Das ist zum Glück auch gelungen.
Naja, dann aber etwas Ernüchterung nach ein paar Tagen mit der A99. Die Bilder waren gar nicht so dolle, bzw. viel einfacher zu machen als mit der A850.

Viel Ausschuss, der Fokus am falschen Punkt, oder gar verwackelt, oder die Bilder sahen einfach nicht so knackig auf den Punkt aus. Da hab ich mich schon Mal gefragt: Ich hab doch alles wie vorher gemacht?! Hat die Folie doch einen negativen Einfluss auf's Bild? Fazit daraus: Erst Mal wieder zurück zur alten Bedientechnik, sprich AF-S und zentraler Sensor. Diesen fand ich zu Anfangs auch gefühlt nicht so präzise bei schlechten Lichtverhältnissen, wie den Doppelkreuzsensor der A850 in der Mitte. Aber auch hier: Kein großer Unterschied und im Laufe der Monate hat sich das Gefühl auch egalisiert. Aber durchaus auch die Erkenntnis, dass AF-D bei leichten Tele-, Standard-, oder sogar Weitwinkel keine Garantie dafür ist, dass der Fokus dort sitzt, wo man ihn haben will. Wobei mein bevorzugtes bewegendes Motiv sicherlich nicht der Maßstab für diese Technik ist. Gefühlt ist AF-D daher gut, wenn sich etwas auf von sehr großer Entfernung auf große Entfernung nähert, aber nicht im Bereich von 4 nach 2 Metern, 50mm und Blende f/2. Ist vielleicht etwas viel verlangt.
Dann eben die Einsicht, dass man auch mit der A99 sauber arbeiten muss, um technisch saubere Bilder zu erhalten. Zu Anfang hatte ich das Gefühl, dass ich kürzere Verschlusszeiten für scharfe Bilder benötige.

Kann gut sein, dass ich zu Anfangs eben nicht sauber gearbeitet habe, zu schnell die Kamera verissen habe, oder nicht genug auf korrekte Haltung etc. geachtet habe. Dazu kommt, dass ich an der A850 den Vertikalgriff hatte, diesen aber an der A99 aus Kompaktheitsgründen nicht mehr wollte. Vielleicht spielt das auch mit rein... Letztendlich ist es inzwischen so, dass ich im Zweifel auf die besseren ISO Fähigkeiten vertraue und im Zweifel 1 Blende kürzer belichte als bei der A850 und dafür die ISO Stufe eine Blende hochschraube. Damit bin ich ziemlich gut gefahren und ich meine auch deshalb inzwischen merkbar weniger Ausschuss zu haben als bei der A850.
Als einen Segen empfinde ich AUTO-ISO in M-Modus. So kann ich schnell einfach die ISO festsetzen, sollten die Lichtverhältnisse sich im Prinzip nicht ändern, aber störende Faktoren wie Fenster im Raum auf die Belichtungsmessung zu großen Einfluss nehmen. Auch hier ein Segen der EVF. Unglaublich wie schnell ich mich an die Bequemlichkeit gewöhnt habe, bereits im Sucher zu erkennen, wenn die Belichtung zu dunkel, oder zu hell wird.

Das Fotografieren ist deutlich einfacher geworden und ich hab das Gefühl, dass ich ohne den EVF wieder neu lernen müsste, wie ich früher fotografiert habe. Inzwischen vermisse ich den Sucher der A850 keinen Meter - bin mit der A99 aber auch noch nicht bei Sonne am Strand, oder auf'm Gletscher gewesen, wo der wahrscheinlich die größten Vorteile hätte.
Ansonsten scheint der Belichtungsmesser in der Matrixmessung noch zuverlässiger geworden zu sein, wenn es nach draußen geht. Beim Blitzen bin ich noch ein bisschen unsicher. Fühlt sich wegen des Suchers noch irgendwie anders an und es dauert etwas länger bis ich meine, dass ich meine Konfiguration gefunden habe, aber ist mindestens immernoch genauso zickig wie bei der A850 (benutze nur einen 42er Aufsteckblitz mit großem Bouncer für Parties/Events zum Aufhellen). Auf der anderen Seite benutze ich den Blitz seltener, denn gefühlt kann ich jetzt mindestens ISO bequem und ohne nachdenken 3200 verwenden, wo ich vorher bei 1600 in der Regel versucht habe das obere Limit zu belassen. Aber auch gut belichtete Bilder mit ISO 12800 während einer Wohnungsparty sahen wirklich gut aus und von daher hab ich manchmal durchaus das Gefühl, dass die A99 durchaus auch 2 ISO Stufen besser ist - immer auf's RAW bezogen.
Negativ empfinde ich vor allem die Akkulaufzeit bei hartem Reportageeinsatz, denn wegen der langen Latenzzeit aus dem Ruhemodus (gefühlt manchmal eine Ewigkeit bis die Kamera bereit ist und fokussiert hat) muss ich leider die Energiesparfunktion mehr oder weniger ausstellen und dann kann man zuschauen, wie der Akku innerhalb von 3 Stunden leergesaugt wird. Hätte meinen Bonus-Akku vom Alphafestival vielleicht doch nicht als Dreingabe zum Griff verkaufen sollen.

Der andere Punkt, der mich ein bisschen stört ist, dass man die Wahl des Speicherkartenslots für die Bildwiedegabe separat wählen muss. Dadurch hatte ich schon den Eindruck, dass ein Kartenschacht defekt sei, hab aber gelernt, dass das ein Feature und kein Bug ist. Nervig find ich's trotzdem und fand das bei der A850 besser gelöst.
Fazit: Die A99 ist prinzipiell die deutlich bessere Kamera als die A850, aber eben keine idiotensichere Wunderwaffe, wie zuerst gefühlt, bzw. vielleicht gehofft. Sie hat immernoch Schwächen in der Fokusnachführung (zumindest in meinem Gebiet), aber ich will auch nicht ausschliessen, dass ich die Bedienung noch optimieren könnte. Denn ich bin niemand, der sich stundenlang hinsetzt und systematisch die Bedienungsanleitung aufsaugt und gleich alles anpasst.
Ach, so. Video: So wie ich Videos gerne machen würde, funktioniert es jedenfalls nicht mit AF. Nur Blende f/3.5 max offen ist nicht reizvoll für mich und selbst dann eigentlich nicht verlässlich einstzbar. Warum zb funktioniert bei Video AF-D nicht? Solche Sachen verstehe ich zb nicht. Bislang setze ich Video aber auch nur für kleine Schnippsel (ähnlich Schnappschüsse beim fotografieren) ein, bei denen ich dann geringe Ansprüche an die "Qualität" habe. Meist filme ich dann mit manuellem Fokus, was aber bei den meisten meiner Objektive nicht ganz so leicht ist und es wackelt halt wie mit dem Händie aufgenommen. Bin eben Foto- und nicht Videograf.