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s_77 19.09.2018 20:48

World Nomad Games 2018
 
Sooo… das wird mein erster Versuch Bilder im Forum hochzuladen... Ich bin sehr gespannt ob das klappt.

Ich möchte euch hier von den World Nomad Games 2018 berichten. Noch nie davon gehört? Banausen! ;-).

In Deutschland genießen diese Spiele tatsächlich nur wenig Aufmerksamkeit. In Zentralasien sind sie DAS EVENT überhaupt. Die Bedeutung ist dabei mehr oder weniger mit den olympischen Spielen gleichzusetzen, die größten Sender der Welt berichten live und die Eröffnungsfeier wird live von 500000000 Menschen im Fernsehn verfolgt... nur eben nicht in Deutschland.


Na, zumindest wer sich den Thread hier antut, ist hinterher schlauer.


Fotografieren ist tatsächlich nur mein Dritthobby. Zu den anderen zählt traditionelles Bogenschießen. Dabei schieße ich einen türkischen Bogen mit traditioneller Technik. Wenn es sich einrichten lässt, nehme ich immer mal wieder an internationalen Wettkämpfen teil. Dabei geht es mir hauptsächlich um das kennenlernen von anderen Ländern und Kulturen und das Treffen anderer Schützen aus aller Welt. Als Schütze ist man immer sofort mittendrin (es ist einfach was anderes als wenn man als Tourist kommt) und die Atmosphäre und die Gemeinschaft mit anderen Schützen ist einfach phänomenal.
Später mehr dazu.


Der größte und internationalste Wettkampf, an dem man als traditioneller Bogenschütze teilnehmen kann sind die World Nomad Games. Diese finden alle zwei Jahre statt. So trafen sich Anfang September insgesamt 2307 Athleten aus 79 Ländern in Kirgistan um die nomadische Kultur zu feiern und sich in insgesamt 37 Sportarten zu messen. Natürlich gab es auch ein umfassendes kulturelles Rahmenprogramm sowie eine gigantische Eröffnungs- und Abschlussfeier.



P.s.: Die meisten Bilder sind jetzt nicht unbedingt die große Fotokunst, es ging mehr um das Dokumentarische und oft lief das fotografieren sehr nebenher, da ich mit allem anderen so sehr beschäftigt war... Ab und an ist auch mal ein Handybild zur weiteren Erläuterung dabei...

10Heike10 19.09.2018 20:52

Na - jetzt bin ich aber gespannt ... wie ein Flitzebogen ;)






P.S. Tausenderpunkte erleichtern die Lesbarkeit :top:

s_77 19.09.2018 21:10

Nach irre langer Anreise: warten am Flughafen, Flug bis Istanbul (3h), warten, Flug bis Bishkek (5h), längeres warten, Busfahrt nach Cholpon Ata, warten für die Registrierung, warten, Fahrt zum Hotel....

kamen wir endlich an. Die Hotelanlage entschädigte schonmal für einiges. Es handelte sich um durchaus ansprechende Häuser mit jeweils 4 oder 8 Zimmern. Die Anlage liegt direkt am Issyk Kul See, dem zweitgrößten Bergsee der Welt, 11mal größer als der Bodensee.


Bild in der Galerie

Besonders nett: Die Athleten waren nicht nach Nationen untergebracht sondern nach Sportarten. In unserem Hotel waren alle Bogenschützen, Falkner, Rennhunde und Ordospieler (Ordo: man versucht mit einem größeren Rinderknochen kleine Schafsknochen aus einem Kreis zu befördern. Klingt einfach, ist es aber nicht).


Nach einem kleinen Schläfchen und etwas zu essen: eine kleine Entdeckungstour durch die Anlage. Im Hotelhof trainierten die Kasachen schon fleißig:


Bild in der Galerie


Bild in der Galerie

s_77 19.09.2018 21:26

Yippiee, das mit den Bildern hat schonmal geklappt... nicht ganz einfach aber naja...


weiter geht's:


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… in unserem Hotel wohnen nämlich gefühlt in etwa so viele Adler und Falken wie Menschen auch.


Das sind die Nachbarn aus dem Zimmer direkt neben uns. Man muss aufpassen wenn man mal schwungvoll das Zimmer verlässt. Die Kandidaten hocken gerne mal auf den Treppenstufen zum Sonnen: Stolpergefahr!


Bild in der Galerie

Das ist zum Beispiel einer der Falken unseres kirgiesischen Hotelnachbarn von schräg unter uns.


Bild in der Galerie

s_77 19.09.2018 21:33

Er hier wohnte unter unserer Treppe, da kann man wenigstens nicht drüber stolpern. Dafür machen Adler im Gegensatz zu Falken relativ viel Krach. Zum Glück hören sie damit auf wenns dunkel wird.



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Das waren mal drei... und am nächsten Tag war der Käfig ganz weg...


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Mainecoon 19.09.2018 23:13

Das verspricht ein höchst ungewöhnlicher Thread zu werden - Bogenschießen und Falknerei in Kirgisistan :top:

Es freut sich

Mainecoon

kilosierra 20.09.2018 05:40

Ich platze vor Neugier mehr davon zu sehen und zu lesen. :top:
Ich wusste bisher nicht, dass es diese Wettkämpfe überhaupt gibt.

embe 20.09.2018 07:11

Wow! :D:top:
Ich bin sehr gespannt auf den weiteren Bericht und Deine Bilder.

Danke, dass Du uns hier daran teilhaben lässt (von diesen Spielen hatte ich noch nie gehört).

In der New York Times stand: "... Team uniforms, on display at the parade of competitors, .... The Germans wore black sweatsuits with a few pairs of lederhosen thrown in for an ancestral touch..."
:D

s_77 20.09.2018 10:48

Am nächsten Tag war zum Glück erstmal ausschlafen angesagt. An diesem Tag stand nur abends die Eröffnungsfeier an und so stand erstmal Erholung auf dem Programm.

Wie läuft so ein typischer Tag im "olympischen Dorf" also ab?


Beim Frühstück erzählen die Amerikaner, dass ihre Botschaft Heuballen zum Strand gebracht hat als Trainingsmöglichkeit. Also der Plan: Bogen schnappen und ab zum Strand.


Beim Verlassen des Zimmers natürlich erstmal aufpassen, dass man nicht über einen der Falken auf der Treppe stolpert, kurz dem Adler unter der Treppe "Hallo" gesagt und schon kommt begeistert der Mongole von nebenan aus dem Zimmer und drückt einem einen Becher Tee in die Hand. Anschließend gab er sein bestes um uns mongolisches Knochenwürfeln beizubringen. Hierzu nimmt man Schafsknöchel. Die sind recht vielseitig und es gibt verschiedene Spiele. Leider sprach der Mongole kein englisch und so musste es mit Händen und Füßen gehen. Tatsächlich hat so ein Schafsknöchel 4 verschiedene Seiten auf denen er landen kann. Die Stellungen entsprechen "Pfed", "Kamel", "Ziege", "Schaf". Man würfelt dann, findet Tierpaare usw. Eine andere Variante ist eine Art Geschicklichkeitsspiel: Man wirft die Knochen hoch und fängt sie mit dem Handrücken auf. Dann wirft man sie erneut und fängt sie mit der Handfläche nach unten mit der Hand (also ohne die Hand zu drehen). schließlich wirft man einen Knochen hoch, muss während der Flugphase weitere vom Tisch sammeln und auch noch den Knochen wieder fangen... Ich glaub ich hab mich ziemlich doof angestellt, aber wir hatten Spaß.


Bild in der Galerie

Also weiter Richtung Strand.

Kurz Halt gemacht bei einem Kasachen und erklären lassen, dass für die Adlerjagd nur die Weibchen taugen: die sind größer und stärker (vielleicht sind die Adler im Hotel deshalb so geschwätzig? Alles Mädels...)
Vom nächsten Balkon winken einem begeistert die Baschkieren zu, die ich vor kurzem auf einem Turnier in Baschkortostan kennengelernt habe.


Bild in der Galerie

(Das Foto ist in Baschkortostan aufgenommen)

Nach Begrüßung und einer kurzen Unterhaltung mit einem Baschkieren wie es mit dem Aufbau seiner Stutenmilchfarm voran geht (Kumys, angegorene Stutenmilch ist das Nationalgetränk der Baschkieren und auch in Kirgistan weit verbreitet), ging es weiter zum Strand.


Bild in der Galerie

vorbei an einigen trainierenden Ordospielern, hatten wir dann tatsächlich die Strecke von insgesamt maximal 200m geschafft.
Am Strand hatten sich dann bunt gemischt bereits andere Nationen zum fröhlichen Heuballenschießen eingefunden und es wurde sich fleißig über Bögen, Pfeile und was Bogenschützen sonst so interessiert ausgetauscht.

Und wenn man dann abends noch in netter Lagerfeuerrunde mit den Slovenen, Tschechen und Kanadieren zusammensitzt und der Kanadier die neusten Bigfootgeschichten erzählt: Dann weiß man: man ist auf den World Nomad Games

s_77 22.09.2018 19:29

Am Strand angekommen:


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So ne tolle Trainingskulisse hätte ich zu Hause auch gerne...


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Am Strand getroffen: Der schnellste Hund Kasachstans (Anmerkung: er war wirklich der schnellste... bis 2 m vor der Ziellinie. Da wollte er nicht durch das Zieltörchen, ist umgedreht und zurück gerannt...)


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Unser Lieblingsbigfootgeschichtenerzähler


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