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Dat Ei 01.11.2010 20:26

Jazz ist nicht tot,...
 
...er riecht nur komisch.

So oder so ähnlich soll sich einmal Frank Zappa geäußert haben.

Nachdem ich mich über so manch eigenwilliges Musikstück im Thread "Listening to..." gewundert habe, dachte ich mir, daß sich hier vielleicht auch ein paar Jazzer finden lassen, um sich ein wenig auszutauschen oder sich mit Musiktipps anzuregen.

Den Einstieg möchte ich mit "Suffering" von Leszek Mozdzer (p) und Lars Danielsson (b) machen. In dem Video werden sie von Zohar Fresco an den Percussions begleitet. Der polnische Pianist Mozdzer, der in Danzig Musik studierte, gehört wie der schwedische Bassist und Cellist Lars Danielsson, der seit fast 30 Jahren auf der Bühne steht, zu den Größen des europäischen Jazz. Mozdezer und Danielsson, die ich letztes Jahr live in einem kleinen, intimen Club genießen durfte, improvisieren, variieren, treiben sich immer wieder gegenseitig an, suchen den Blickkontakt und musizieren mit einer Begeisterung, daß es das Publikum nur so fasziniert und elektrisiert. Die Art, wie Mozdzer live auf dem Flügel performt und mit Handtüchern und Gläsern dem Flügel ungeahnte Klangfarben verleiht, ist sensationell.

Vielleicht gefällt´s dem einoderanderen - vielleicht mag der einoderandere sich in den Thread einbringen und seinerseits Tipps geben.

Der Jazz ist nicht tot, er riecht nur komisch...


Dat Ei

slowhand 01.11.2010 20:43

Coole Threadidee,
komisch riechende Musik hör ich schon auch gelegentlich, ohne allerdings spezielle Präferenzen zu haben, geschweige denn diverse Musiker zu kennen.

Das Video hat mich begeistert. Ich habe noch niemanden so Cello spielen sehen.

In Nbg. gibt es ja einen Radiosender, der auch viel Jazz im Programm hat. Zum Einstieg genau richtig (Achtung, mitunter auch andere Stilrichtungen). Ich kann ihn derezeit allerdings nur über das Netz empfangen.

Dat Ei 04.12.2010 18:41

Moin, moin,

damit dieser Thread nicht tot ist, sondern höchstens ein bißchen komisch riecht, mach ich hier mal weiter.

Vielleicht war das Instrumentale für den Anfang zu heftig, deshalb mal was mit Vokaleinlage, was zudem deutlich mainstreamiger ist. Vorstellen möchte eine der für mich reizvollsten Stimmen Norwegens, die Sängerin Kristin Asbjørnsen. Dieser kleine, rothaarige Powerzwerg ist stimmlich Engelchen und Teufelchen in Personalunion. Fließend wechselt sie zwischen einem Tirilieren, Jubilieren und einem dreckigen, rockigen Kacheln, daß man zwei Sängerinnen vermutet. Ihr langjähriges Engagement im Bereich Gospel spiegelt sich auch heute in ihrer Musik wieder, da sie eine der Jazz-Stimmen Norwegens ist. Hier mal eine Kostprobe.


Dat Ei

slowhand 04.12.2010 19:00

Gute Auswahl, gefällt mir.

Habe auch noch was nette gefunden Klick

About Schmidt 04.12.2010 19:03

Für mich immer wieder ein akustischer und zugegebener maßen auch optischer Genuss.
Susan Weinert. Es macht einfach unheimlich Spaß, ihr beim Gitarrenspielen zuzusehen.

Gruß Wolfgang

Dat Ei 04.12.2010 19:12

Moin, moin,

huch, plötzlich kommt hier ja Leben in die Bude! :shock:

Zitat:

Zitat von About Schmidt (Beitrag 1112190)
Susan Weinert. Es macht einfach unheimlich Spaß, ihr beim Gitarrenspielen zuzusehen.

Susan und Martin Weinert habe ich letztes Jahr live im "Vorprogramm" von Friend'n Fellow beim Gitarren-Festival in Hersbruck gesehen. Letztere sind eine deutsche Kombi bestehend aus Constanze Friend ( Gesang) und Thomas Fellow, einem der führenden, deutschen Gitarristen, der auch an der Dresdner Uni lehrt. Kostprobe!


Dat Ei

About Schmidt 04.12.2010 19:14

Zitat:

Zitat von Dat Ei (Beitrag 1112194)
Moin, moin,

huch, plötzlich kommt hier ja Leben in die Bude! :shock:



Susan und Martin Weinert habe ich letztes Jahr live im "Vorprogramm" von Friend'n Fellow beim Gitarren-Festival in Hersbruck gesehen. Letztere sind eine deutsche Kombi bestehend aus Constanze Friend ( Gesang) und Thomas Fellow, einem der führenden, deutschen Gitarristen, der auch an der Dresdner Uni lehrt. Kostprobe!


Dat Ei

Und, habe ich nun recht?

In Merzig gibt es das Lokal Villa Fuchs, die scheinbar einen guten Draht zu ihr haben. Jedenfalls spielten sie dort mehrmals im Hinterhof vor 50-100 Leuten und man konnte beide Hautnah erleben. Ein wirkliches Gänsehauterlebnis.

Gruß Wolfgang

Dat Ei 04.12.2010 19:20

Hey Wolfgang,

Zitat:

Zitat von About Schmidt (Beitrag 1112196)
Und, habe ich nun recht?

In Merzig gibt es das Lokal Villa Fuchs, die scheinbar einen guten Draht zu ihr haben. Jedenfalls spielten sie dort mehrmals im Hinterhof vor 50-100 Leuten und man konnte beide Hautnah erleben. Ein wirkliches Gänsehauterlebnis.

Hella und ich hatten noch nach dem Konzert einen ganz netten Schwatz mit den beiden. So beiläufig erzählten wir den beiden, daß wir von einem Konzert von Mozdzer/Danielsson (siehe Eröffnungsposting) ganz angetan waren, das wir wenige Wochen zuvor in einem kleinen Münchner Jazzclub (Gruß an die Unterfahrt!) besucht hatten. Da leuchteten bei den Weinerts die Augen, und sie erzählten mit Stolz, daß sie schon mal mit Mozdzer bei einem Konzert in Polen (Danzig oder Warschau) performen durften. Hohe Weihen! So schließt sich hier im Thread schon mal ein kleiner Kreis.


Dat Ei

Nachtrag: Hier kann man ab 3:28 sowohl die Weinerts, als auch Friend'n Fellow sehen. Zwischendurch blitzen gar Hellas und mein Hinterkopf ins Bild... :oops:

jottlieb 05.12.2010 00:57

Wer sich in Sachen Nischenmusik weiterbilden will, dem empfehle ich Bohren und der Club of Gore.
Fällt u.a. in das Genre Doom Jazz und hat irgendwie was.

http://www.youtube.com/watch?v=AcDfVsQ-qhY
http://www.youtube.com/watch?v=Nooos...eature=related

alpine-helmut 06.12.2010 08:31

Zitat:

Zitat von Dat Ei (Beitrag 1112194)
Susan und Martin Weinert habe ich letztes Jahr live im "Vorprogramm" von Friend'n Fellow beim Gitarren-Festival in Hersbruck gesehen.

Servus Frank,

vor vier Wochen waren Susanne und Martin Weinert mit ihrem genialen Percussionisten David Kuckhermann bei uns in Schongau zu Gast!
Ich hab gar nicht viele Fotos gemacht, weil ich
a) den Genuss der übrigen Besucher nicht stören wollte und
b) selbst von der Atmosphäre bei einigen Stücken so hingerissen war, dass ich einfach nur zuhören und nix anderes tun wollte ...

:top: für diesen Thread!

Grüße

Helmut

PS: Unser Kulturförderverein will nächstes Jahr wieder mal die Jazz Pistols nach Schongau holen ... soll ich hier posten, wenn der Termin feststeht?

Dat Ei 06.12.2010 13:18

Hey jottlieb,

Zitat:

Zitat von jottlieb (Beitrag 1112320)
Wer sich in Sachen Nischenmusik weiterbilden will, dem empfehle ich Bohren und der Club of Gore.
Fällt u.a. in das Genre Doom Jazz und hat irgendwie was.

danke für den Tipp! Die Nische kenne ich gar nicht, da ich hauptsächlich im skandinavischen Jazz bzw. beim American Songbook wildere.


Dat Ei

---------- Post added 06.12.2010 at 13:22 ----------

Servus Helmut,

Zitat:

Zitat von alpine-helmut (Beitrag 1112855)
Ich hab gar nicht viele Fotos gemacht, weil ich
a) den Genuss der übrigen Besucher nicht stören wollte und
b) selbst von der Atmosphäre bei einigen Stücken so hingerissen war, dass ich einfach nur zuhören und nix anderes tun wollte ...

:top:

Gute Musik braucht auch ein gutes Publikum, das die Musik genießt und auch den letzten Ton ausklingen läßt.

Zitat:

Zitat von alpine-helmut (Beitrag 1112855)
:top: für diesen Thread!

Gern geschehen! Es war mir ein persönliches Anliegen, nachdem ich über manch andere Musikvorstellung hier erschrocken war.

Zitat:

Zitat von alpine-helmut (Beitrag 1112855)
PS: Unser Kulturförderverein will nächstes Jahr wieder mal die Jazz Pistols nach Schongau holen ... soll ich hier posten, wenn der Termin feststeht?

Von mir aus gerne! :top:


Dat Ei

cf1024 07.12.2010 12:53

Damit es nicht aufhört zu riechen, gibt es hier noch was auf die Ohren.

Sidsel Endresen, aus dem hohen Norden beeindruckt mit ihrer Stimme.
http://www.youtube.com/watch?v=3iabQ...eature=related

Thomas Feier habe ich vor ein paar Jahren gehört. Ich finde ihn für die dunklere Jahreszeit ausgesprochen passend.
http://www.youtube.com/watch?v=jORyPnUdQ48
oder
http://www.youtube.com/watch?v=SEAKY...eature=related

Me'Shell NdegéOcello - Bitter
http://www.youtube.com/watch?v=X7BCw...eature=related

Und hier noch einen Bläser aus Englang. Neil Yates, mit Cahnce Melody. Einfach genial.
http://www.myspace.com/neilyatesnewo...elody-24054868

Na dann viel Spaß beim hören-riechen

Gruß
Klaus

Dat Ei 07.12.2010 13:10

Moin Klaus,

Zitat:

Zitat von cf1024 (Beitrag 1113391)
Damit es nicht aufhört zu riechen, gibt es hier noch was auf die Ohren.

danke!

Zitat:

Zitat von cf1024 (Beitrag 1113391)
Sidsel Endresen, aus dem hohen Norden beeindruckt mit ihrer Stimme.
http://www.youtube.com/watch?v=3iabQ...eature=related

Sidsel und Bugge habe ich letztes Jahr live in der Münchner Unterfahrt gesehen. Bugge durfte ich dann ein weiteres Mal Ende März auf Schloß Elmau sehen, was uns ein ganz besonderes Erlebnis bescherte. Just in dem Moment, als er "It´s snowing on my piano" anstimmte, begann es draußen zu schneien. Wow, welch eine Atmosphäre!

Zitat:

Zitat von cf1024 (Beitrag 1113391)
Thomas Feier habe ich vor ein paar Jahren gehört. Ich finde ihn für die dunklere Jahreszeit ausgesprochen passend.
http://www.youtube.com/watch?v=jORyPnUdQ48
oder
http://www.youtube.com/watch?v=SEAKY...eature=related

Me'Shell NdegéOcello - Bitter
http://www.youtube.com/watch?v=X7BCw...eature=related

Da muß ich mal reinriechen!


Dat Ei

About Schmidt 07.12.2010 14:35

Sollte man sich auch unbedingt mal anhören:

Lambchop

Und noch einmal

Gruß Wolfgang

Dat Ei 07.12.2010 16:09

Hey Wolfgang,

Zitat:

Zitat von About Schmidt (Beitrag 1113436)
Sollte man sich auch unbedingt mal anhören:...

Lambchop sind sicherlich gut (auch die CD "Nixon" ist zu empfehlen), aber in die Kategorie Jazz hätte ich sie wahrlich nicht gepackt.

Jetzt mal eine Empfehlung aus dem Vocal Jazz. Ganz angetan bin ich seit Jahren von der Kanadierin Stacey Kent, die eine wundervoll warme Stimme besitzt. Begleitet wird sie von ihrem Mann, dem Briten Jim Tomlinson, auf dem Saxophon. Auch in real life ist sie eine ganz warmherzige, nette Person, ganz ohne Starallüren, witzig und sehr natürlich. Wir durften sie im Frühjahr in Dortmund treffen. Als Kostprobe ein Lied, welches mir ganz besonders am Herzen liegt: 's wonderful.


Dat Ei

About Schmidt 07.12.2010 16:57

Das ist sicher richtig,
einzuordnen sind sie allerdings auch nicht recht. Man findet sie meist unter Country.

Gruß Wolfgang

Dat Ei 08.12.2010 16:14

Moin, moin,

nachdem sie heute morgen live im ARD-Frühstücksfernsehen zu sehen war, möchte ich heute Silje Nergaard verweisen. Die 44jährige Norwegerin mit ihrer sehr kindlich wirkenden, sehr fein modulierten Stimme ist nach Jahren, in denen sie sich zwischen Pop und Jazz bewegte, nun fast ausschließlich in jazzigen Gefilden unterwegs. Sehr fruchtbar war aus meiner Sicht die Kooperation mit dem exquisiten Pianisten Tord Gustavsen (und seinem Trio). Vor knapp 8 Jahren konnte ich sie noch hautnah in einem kleinen Club vor ~150 Leuten erleben. Mittlerweile ist sie eine internationale Größe, die z.B. mit Leuten wie Pat Metheny zusammenarbeitet und große Hallen und Säle füllt.
Als kleines Beispiel hier nun das Stück "Be still my heart", das mit einem langen Intro von Tord beginnt und dessen unnachahmliche Art des Pianospiels demonstriert.


Dat Ei

slowhand 08.12.2010 18:30

Wieder mal eine gute Wahl, gefällt mir. Ich kenne ja kaum Künstler, ich kann nur sagen ob mir die Musik gefällt - und die gehört dazu.

Ich habe bei Youtube noch ein bisschen gestöbert und bin auf diesen Künstler gestoßen. Ich weiß nicht ob er in der Szene bekannt ist, aber der hat mir auch spontan zugesagt. Feines Gitarrenspiel. :top:

Vera aus K. 09.12.2010 02:06

Hallo miteinander!

Dat Ei hat im Zusammenhang mit Silje Nergaard ja schon auf Tord Gustavsen hingewiesen, und ich würde gern das Tord Gustavsen Trio hier noch mal hervorheben. Tord ist für mich ein wirklich genialer Pianist und Komponist, dessen Musikalität mich ungemein fasziniert! Das Album „Changing Places“ versetzt mich selbst nach dem anstrengendsten Arbeitstag in eine entspannte und leichte Stimmung - und schärft gleichzeitig die Sinne für wohlgewählte Zwischentöne. Hier zwei Hörbeispiele aus dem genannten Album (alle Kompositionen von Gustavsen):

"Where breathing starts"

"Graceful touch"

Ich hatte das Glück ihn schon mehrfach live zu erleben - wer die Chance dazu hat, sollte sich das nicht entgehen lassen.

Viele Grüße,

Vera

About Schmidt 09.12.2010 07:14

Schwere Kost, sehr melancholisch aber gut! Für den der es etwas peppiger mag und außerdem noch Fan guter HiFi Klänge und Dynamik ist empfehle ich Flim & The BB´s.

Gruß Wolfgang

Dat Ei 09.12.2010 08:43

Guten Morgen Vera,

Zitat:

Zitat von Vera aus K. (Beitrag 1114306)
Dat Ei hat im Zusammenhang mit Silje Nergaard ja schon auf Tord Gustavsen hingewiesen, und ich würde gern das Tord Gustavsen Trio hier noch mal hervorheben.

danke, denn das hat Tord in der Tat verdient. Tord gehört für mich neben Ketil Björnstad, Bugge Wesseltoft und Leszek Mozdzer zu den führenden europäischen Klavierspielern des Jazz.

Zitat:

Zitat von Vera aus K. (Beitrag 1114306)
Ich hatte das Glück ihn schon mehrfach live zu erleben - wer die Chance dazu hat, sollte sich das nicht entgehen lassen.

Ja, ihn live zu erleben, hat was ganz besonderes. Wie er in dem einen Moment nahezu auf der Klaviatur liegt, förmlich über die Tasten schleicht und warme, weiche Melodien improvisiert und variiert, um im nächsten Moment explodiert, deutliche Gospelankläge einflechtet, den Flügel strahlen läßt - wow! Und dabei hinterläßt er immer diesen versonnenen Eindruck. Ich habe Tord schon in ein paar Konstellationen gesehen: mit dem Trio als Band für Silje, dann mehrfach mit dem Trio als Hauptakt, als Bandmitglied bei Kristin Asbjörnsen und zuletzt mit seinem neuen Ensemble, das wohl als Nachfolge des Trios verstanden werden darf. Tord präsentiert sich auch abseits der Bühne als ganz ruhiger, introvertierter Typ, mit dem man auch gut ein Schwätzchen auf deutsch halten kann.


Dat Ei

Vera aus K. 10.12.2010 01:12

An dieser Stelle mein ausdrücklicher Dank an Dat Ei für die Initiative zu diesem Thread! :top:

Tja, wie spreche ich den Mann jetzt an??? „N’abend Dat Ei“ - Kann man doch nicht machen! Also die Kölnerin in mir sagt natürlich, „Na, Du Ei!!!“ Oder wie??? :zuck:

:D:D:D

Habe hier schon wieder was gelernt. Leszek Mozdzer und Bugge Wesseltoft kenne und schätze ich, aber Ketil Björnstad war mir unbekannt. Welches seiner Alben würdest Du einer Liebhaberin der leisen Töne empfehlen?

Bugge Wesseltoft werde ich übrigens zusammen mit Caecilie Norby und Lars Danielsson Anfang Februar in Köln erleben dürfen. Freue mich heute schon auf die drei - und im Sinne dieses Threads hier noch ein Link mit Sahne für die Ohren (Norby und Danielsson und ?):

Klick

Viele Grüße,

Vera

Dat Ei 10.12.2010 09:06

Moin Vera,

Zitat:

Zitat von Vera aus K. (Beitrag 1114726)
An dieser Stelle mein ausdrücklicher Dank an Dat Ei für die Initiative zu diesem Thread! :top:

büdde, büdde!

Zitat:

Zitat von Vera aus K. (Beitrag 1114726)
Tja, wie spreche ich den Mann jetzt an??? „N’abend Dat Ei“ - Kann man doch nicht machen! Also die Kölnerin in mir sagt natürlich, „Na, Du Ei!!!“ Oder wie??? :zuck:

Tja, die Antwort ist recht einfach, denn ich bin ´ne kölsche Jung... ;)

Zitat:

Zitat von Vera aus K. (Beitrag 1114726)
Habe hier schon wieder was gelernt. Leszek Mozdzer und Bugge Wesseltoft kenne und schätze ich, aber Ketil Björnstad war mir unbekannt. Welches seiner Alben würdest Du einer Liebhaberin der leisen Töne empfehlen?

Mit Björnstad begann vor einigen Jahren meine Vorliebe für den Jazz bzw. im Speziellen den skandinavischen Jazz. Damals war ich beim Saturn (dem originalen Mutterhaus der heutigen Metro-Marke und damals im Besitz der Fam. Waffenschmidt), der für seine riesige, mehretagige Plattenabteilung landesweit bekannt war. Damals stöberte ich öfter in der Abteilung im Keller, wo sich viel aus dem Bereich Funk & Soul befand, aber auch die Jazzabteilung. An einem Promo-Ständer konnte man dann in diverse CDs reinhören. Und da stolperte ich über die Platte "The Sea II" von Ketil Bjørnstad in kongenialer Zusammenarbeit mit David Darling (Cello) , Jon Christensen (Schlagzeug)und Terje Rypdal (E-Gitarre). Diese Platte hat mich gleich in ihren Bann gezogen, obwohl ich damals alles andere als ein Freund des Jazz, der Klassik oder überhaupt der rein instrumentalen Musik war. Diese malerische, epische Form von Musik faszinierte mich - ein Hochgenuß für jeden Photographen, sich auf die Weise mit Bildern im Kopf inspirieren zu lassen. Das Zusammenspiel von warmen Flügel, knorrigem Cello und zerreissender E-Gitarre ist der Hammer. Mir geht die Scheibe auch heute noch sehr, sehr nah. Je nach Tagesstimmung kann ich sie manchmal überhaupt nicht ertragen.

Als Beispiel habe ich leider nur ein Stück von "The Sea", aber nicht von "The Sea II" gefunden. "The Sea" ist auch sehr ähnlich, packt mich aber nicht ganz so wie "The Sea II".

Nachdem Bjørnstad ein ganz kreativer ist (er schreibt übrigens auch Bücher), ist sein Fundus entsprechend groß. Weitere Empfehlungen (mit Vokalteil) von meiner Seite:
  • Seafarer's Song mit Nils Petter Molvaer und Kristin Asbjornsen, die hier schon im Thread besprochen wurde
  • "Grace"

Und so ganz nebenbei sind die Platten des Münchner ECM-Labels immer eine Freude für die Freunde des audiophilen Erlebnisses. Solche Scheiben zeigen, was der Unterschied zwischen Japan-Blödmarkt-Elektronik und einer Musikanlage ist.

Zitat:

Zitat von Vera aus K. (Beitrag 1114726)
Bugge Wesseltoft werde ich übrigens zusammen mit Caecilie Norby und Lars Danielsson Anfang Februar in Köln erleben dürfen. Freue mich heute schon auf die drei - und im Sinne dieses Threads hier noch ein Link mit Sahne für die Ohren (Norby und Danielsson und ?):

Klick

Danke! :top:


Dat Ei

come_paglia 10.12.2010 09:14

Zitat:

Zitat von Dat Ei (Beitrag 1114759)
Und da stolperte ich über die Platte "The Sea II" von Ketil Bjørnstad in kongenialer Zusammenarbeit mit David Darling (Cello) , Jon Christensen (Schlagzeug)und Terje Rypdal (E-Gitarre). Diese Platte hat mich gleich in ihren Bann gezogen, obwohl ich damals alles andere als ein Freund des Jazz, der Klassik oder überhaupt der rein instrumentalen Musik war. Diese malerische, epische Form von Musik faszinierte mich - ein Hochgenuß für jeden Photographen, sich auf die Weise mit Bildern im Kopf inspirieren zu lassen. Das Zusammenspiel von warmen Flügel, knorrigem Cello und zerreissender E-Gitarre ist der Hammer. Mir geht die Scheibe auch heute noch sehr, sehr nah. Je nach Tagesstimmung kann ich sie manchmal überhaupt nicht ertragen.

Ein gutes Stichwort! Auch wer aus der klassischen Ecke kommt und nicht gerade ein reiner Barockmusik-Fan ist, sondern symphonische Dichtungen mag, wird hier sicher gerne reinhören! :top:

LG, Hella

Dat Ei 14.12.2010 10:04

Moin, moin,

bevor der Thread zu weit in den Tiefen des Forums verschwindet, mag ich heute auf die amerikanische Jazz-Musikerin Patricia Barber hinweisen. Patricia verfügt über eine tiefe, warme Stimme, die oftmals im Kontrast zu dem kühlen/coolen Stil steht, mit dem sie eigene Kompositionen, aber auch Jazz- und Rock-/Pop-Klassiker interpretiert. Meist weht ein Hauch von Großstadt-Blues durch ihre Stücke, der bei mir sofort Bilder eines kleinen, verr(a)uchten, schlecht besuchten Jazz-Clubs assoziiert. Dazu paßt es auch allzu gut, daß Patricia alles andere als eine übliche, gewöhnliche Erscheinung ist. Sie tritt barfuß auf, ihre schwarze Hornbrille gibt ihrem eh schon streng wirkendem Gesicht ein distanziertes, fast lehrerhaftes Äußeres, sie zuckt und wirft unvorhersehbar ihren Kopf zur Seite, begleitet von Stoßlauten wie "uuuh", "aaah" oder "yeah", knipst schon mal während des Konzerts ihre Bandmitglieder oder das Publikum mit einer Kompaktknipse - wirklich eine einzigartige, "strange" Erscheinung. Aber ihr Talent sowie das ihrer Bandmitglieder ist einfach faszinierend und fesselnd...

Als kleines Soundbeispiel verlinke ich eine Live-Version des Beatles-Klassikers Norwegian Wood, welches m.E. sehr schön die Qualitäten der einzelnen Musiker und des gesamten Quartets zeigt.


Dat Ei

amateur 14.12.2010 10:08

Zitat:

Zitat von Dat Ei (Beitrag 1116520)
mag ich heute auf die amerikanische Jazz-Musikerin Patricia Barber hinweisen.

Die darf man aber nur hören, wenn man gerade frei von jeder Winterdepression ist. ;) Ich lass die gerade im CD Regal stehen.

Stephan

Dat Ei 21.12.2010 20:53

Ich sach doch, daß der Jazz nicht tot ist - hoch mit dem Thread... :icon_biggrin_xmas:

Im Thread fiel ja schon an ein paar Stellen der Name Bugge Wesseltoft. Bugge ist einer der kreativen Köpfe des modernen, europäischen Jazz, der die Grenzen zwischen Klassik, Jazz und elektronischer Musik zerfliessen läßt, die Stile beliebig mischt, und ein hervorragender Improvisator und Live-Performer ist. Seine Solo-Auftritte sind sehr spannend, weil er zwar mit einem Grundkonzept und einer gewissen Songfolge in das Konzert geht, aber die Stücke selbst spontan interpretiert, sie mit Hilfe natürlicher und elektronischer Instrumente und seiner Elektronik (Mikro, Mischpult, iPhone/iPod, Mac) loop für loop aufbaut, komponiert, um sie dann wieder auseinanderfallen zu lassen. Stimmen und Spuren werden live aufgenommen, transformiert, verzerrt, ihr Speed variiert, eine Klangwelt aufgebaut - sehr elektronisch, aber immer in Begleitung des klassischen Flügels. In einem Gespräch habe ich ihn mal gefragt, ob er jemals ein Live-Stück zweimal auf die gleiche Art gespielt habe - er verneinte die Frage. Seine Stimmung und die des Publikums würden jedesmal zu Variationen führen. Es ist ein Erlebnis, diesen unscheinbaren Mann mit seinen Glasbausteinen, die in Horn gefaßt sind, zu sehen und zu hören - seine Erscheinung ist ein Anachronismus zu der Moderne und Vitalität seiner Musik.

Nun zwei Beispiele:

Yellow is the colour
Hands (live)


Dat Ei

slowhand 21.12.2010 21:04

Hi Frank,
ich lese Deine Beiträge im Thread mit Erstaunen und Begeisterung. Bist Du im zweiten Leben Musikkritiker? Mir gefällt die Art wie Du die Künstler und ihre Musik portraitierst.
Die vorgestellten Musiktitel treffen sowieso meinen Geschmack.
Ich hoffe da kommt noch mehr...:top:

Dat Ei 21.12.2010 21:22

Hey Leo,

Zitat:

Zitat von slowhand (Beitrag 1119700)
ich lese Deine Beiträge im Thread mit Erstaunen und Begeisterung.

Danke für die Blumen! :D

Zitat:

Zitat von slowhand (Beitrag 1119700)
Bist Du im zweiten Leben Musikkritiker? Mir gefällt die Art wie Du die Künstler und ihre Musik portraitierst.

Nein, zum Glück darf ich aus rein privatem Interesse Musik hören, geniessen und so empfinden, wie sie nun mal auf mich wirkt. Ich habe zwar mal 5 Jahre E-Orgel gelernt, aber ich war alles andere als begabt. :oops: :cool:
In jungen Jahren bin ich von Bands wie Queen, ELO und Supertramp etc. pp. geprägt worden, allesamt Vertreter einer Rock- und Popkultur, die in meinen Augen/Ohren noch Songs komponieren konnten, die etwas von Dramatik verstanden, die Songs nicht nach simplen Strickmustern aufbauten, Tempi variierten.

Zitat:

Zitat von slowhand (Beitrag 1119700)
Die vorgestellten Musiktitel treffen sowieso meinen Geschmack.
Ich hoffe da kommt noch mehr...:top:

Laß Dir versichert sein, daß draussen mehr Leute sitzen, die sich gerade an den Kopf fassen und mir einen Jadgschein ausstellen, als solche, die meinen verqueren Geschmack teilen. Dennoch: es wird noch mehr kommen! :top:


Dat Ei

Pollux58 21.12.2010 21:33

Hallo,

auch mal einen Tip von mir: http://http://www.youtube.com/watch?...eature=related

gefällt das ebenfalls?

Da gibt es ja soviele Interpreten...

Grüße, Maik

Dat Ei 22.12.2010 09:37

Moin Maik,

hier mal der reparierte Link zu Deinem Tipp.

Zitat:

Zitat von Pollux58 (Beitrag 1119728)
gefällt das ebenfalls?

Warum nicht, auch wenn ich sicherlich nicht der große Anhänger der südamerikanischen Musik bin. Die Liste der namhaften Musiker, mit denen sie bereits zusammengearbeitet hat, wie z.B. Stan Getz, Chick Corea, Dizzy Gillespie, Joe Henderson etc. pp. zeigt, in welcher Liga Flora Purim unterwegs ist.

Zitat:

Zitat von Pollux58 (Beitrag 1119728)
Da gibt es ja soviele Interpreten...

Ja, und genau diese Vielfalt macht doch den Reiz der Musik aus - jedenfalls sofern eine gewisse schöpferische Tiefe mit einhergeht.


Dat Ei

Pollux58 22.12.2010 09:56

Guten Morgen,

Danke Dir fürs reparieren, leider war ich nicht mehr in diesem Thread um es selbst zu reparieren.

So kann es kommen :icon_biggrin_xmas:,
hätte ich doch bloss den Namen reingeschrieben!

Ich finde gerade diese Südamerikanische Variation kommt bei mir gut an,
da geb ich doch gleich nochmals einen Tip: "Opa" diesmal kein Link:icon_biggrin_xmas:

Wie oft werfe ich heute noch den "Plattenspieler an um diese Platten zu hören,
Stunden vergehen in den ich Keith Jarrett auf mich wirken lasse, Concerts (Bregenz und München, Köln Conzert, ist eigentlich unglaublich wie vielfältig diese Musik ist.

Vorweihnachtliche Grüße, Maik

Dat Ei 22.12.2010 19:34

Hey Maik,

Zitat:

Zitat von Pollux58 (Beitrag 1119882)
Ich finde gerade diese Südamerikanische Variation kommt bei mir gut an,
da geb ich doch gleich nochmals einen Tip: "Opa" diesmal kein Link:icon_biggrin_xmas:

ich vermute, Du spielst hier auf "Opa Opa" und nicht auf einen Großvater an. Das erinnert mich dann an meine Reisen in den karibischen Raum (Dom.Rep., Mexiko, Belize, Guatemala). Da fehlen mir mental aktuell 40°C und ein Golden Daiquiri. :icon_biggrin_xmas:

Zitat:

Zitat von Pollux58 (Beitrag 1119882)
Wie oft werfe ich heute noch den "Plattenspieler an um diese Platten zu hören,
Stunden vergehen in den ich Keith Jarrett auf mich wirken lasse, Concerts (Bregenz und München, Köln Conzert, ist eigentlich unglaublich wie vielfältig diese Musik ist.

Keith ist natürlich ein Schwergewicht des Jazzes - ein nicht ganz pflegeleichtes dazu, wenn man den Medienberichten Glauben schenken darf (wie z.B. hier). Ein paar Alternativen zu Keith haben wir ja hier mit Leszek, Ketil und Tord schon angerissen. E.S.T. wird meinerseits sicherlich noch folgen.


Jazzy Xmas! :icon_biggrin_xmas:

Dat Ei

Pollux58 22.12.2010 22:11

Guten Abend,

ich meinte das OPA Trio einige Lieder findet man unter youtube unter anderem auch eine Art Dokumentation, über das Trio. Die Titel die auch findest heißen: Magic Time, Back home und Golden Wings.

Auf dieses Trio wurde ich zu der selben Zeit aufmerksam als ich das allererste mal Flora Purim hörte, ist also schon eine ewige Zeit her:icon_biggrin_xmas:

Ich wünsche Dir und allen anderen ebenfalls ein schönes Weihnachtsfest oder wie Du es schreibst, Jazzy Xmas:icon_biggrin_xmas: Maik

Dat Ei 26.01.2011 21:01

Moin, moin,

auch in 2011 lebt der Jazz weiter. Das erste Konzert ist bereits absolviert (Cécile Verny Quartet), einige sind bereits gebucht (Caecilie Norby mit Bugge Wesseltoft und Lars Danilesson, Torun Eriksen, Julia Hülsmann Trio, Youn Sun Nah mit Ulf Wakenius, Jan Garbarek mit dem Hilliard Ensemble und Stacey Kent), einige mehr werden hoffentlich noch in 2011 folgen.

Heute gibt´s zum Einstieg ins neue Jahr den Hinweis aus das Esbjorn Svensson Trio, bestehend aus Esbjorn Svensson (Piano), Dan Berglund (Bass) und Magnus Öström (Drums). Das schwedische Trio gründete sich 1990 und fand leider 2008 durch einen tragischen Tauchunfall des Namensgebers viel zu früh sein Ende. Das Trio steht für den modernen, europäischen Jazz, der poppige, stark perkussive, treibende Elemente mit klassischen, aber auch elektronischen Instrumenten verband. Den exzessiven, treibenden Momenten standen die träumerischen Ausflüge in wunderschöne Melodien am Flügel gegenüber. Hier mal zwei Beispiele, einmal das bekannte "Dodge The Dodo" in einer Live-Version und zum anderen das Stück "Premonition: I. Earth" vom letzten und wohl außergewöhnlichsten Album "Leucocyte". Leider liegt das Stück nur in einer 10min-Fassung und nicht in der vollständigen, fast 17min langen Version vor.


Dat Ei

slowhand 26.01.2011 23:06

Hi Frank,
ich habe die Rezension sowie Deine Auswahl mal wieder sehr genossen, mach weiter :top:

Dat Ei 27.01.2011 22:24

Hey Leo,

Zitat:

Zitat von slowhand (Beitrag 1138030)
...mach weiter :top:

aber sicher dat! Noch stehen drei, vier Scheiben von zwei, drei Künstlern im Regal, von denen noch nix hier steht... :cool:


Dat Ei

Gotico 28.01.2011 00:45

...

amateur 28.01.2011 08:58

Moin,

dann schmeiß ich auch mal was in die Runde: Die DVD Casino Light '99 vom Montreux Jazz Festival. Das ist eine riesige Jam-Session vieler Smooth-Jazz-Größen, deren aktuelle Platten sich in vielen Fällen wie glattgespülte halbtote Fahrstuhlmusik anhört (George Duke, Rick Braun, Boney James, Grover Washington, Larry Carlton...).

Auf dieser DVD aber live in immer wieder wechselnden improvisierenden Zusammensetzungen mit wunderbarer Spielfreude, bei der man einen Eindruck bekommt, wie spannend die Platten dieser Musiker auch sein könnten. Beispiel:

http://www.youtube.com/watch?v=EczdNTBGHpQ

Der Kauf der DVD lohnt sich, da der Sound (auch in 5:1) sehr ordentlich ist.

Viele Grüße

Stephan

Dat Ei 28.01.2011 09:56

Moin Maic,

Zitat:

Zitat von Gotico (Beitrag 1138689)
Großen Lob aber von meiner Seite aus für Deine Rezessionen im allgemeinen, welche sich immer wieder recht frisch lesen lassen. Weiter so ;).

naja, diese "Rezensionen" sind nichts anderes als das Wiederkäuen von Allgemeinweisheiten sowie das persönliche Empfinden eines Laien. Dennoch danke!

Zitat:

Zitat von Gotico (Beitrag 1138689)
Jazz ist ja sonst eher ein Feindbild als denn Musik für mich, aber dieses Stück ist wirklich gut :top:.

Zitat:

Zitat von Gotico (Beitrag 1138689)
(Vielleicht komme ich ja auch noch auf den Geschmack in Sachen Jazz)

Ich persönlich komme aus einem Elternhaus, das eher Schlager-afin war und ist. Das ist schon ein hartes Brot, das Frühstück mit "Cindy und Bert" und "Bernd Clüver" zu teilen. :shock: Das heißt, das mir Jazz und Klassik erstmal verschlossen blieben, und ich mich wie 99% aller Heranwachsenden an den Charts des Rocks und Pops orientierte. Da waren es insbesondere Bands wie Queen, Pink Floyd, Supertramp und ELO, die mich ansprachen. Irgendwie gefiel mir die Komplexität ihrer Musik, ihre Vermögen, die Tempi zu variieren, eine Dramaturgie in einem Song aufzubauen, weg vom klassischen Schlager- und Pop-Songaufbau. Anfang/Mitte der 80er gesellten sich dann Soul, R&B, Rap und Funk dazu - also eher die schwarze Ecke. Die Scheiben der Band "Cameo" höre ich auch heute noch gerne - schöne Background-Vocals, treibende Bläsersätze, groovende Bässe und Percussions.
Aber je weiter die 80er fortschritten und die 90er Einzug hielten, desto seltener wurde Musik, die mich noch packen konnte. Das Gros war nur noch flache Sosse. Irgendwann war ich dann soweit, daß ich das Radio nicht mehr ertragen konnte. Diese ewiggleiche Mixtur aus Nachrichten, Verkehrsnachrichten, Werbung und dazwischen etwas Musik, die mich eh nicht mehr ansprach, war für mich zuviel "Guten". Und so begann ich , mich mehr und mehr nach Ersatzdrogen umzuschauen und umzuhören...
Ich kann Dir nur den Tipp geben, mal den Mut zu haben, Dich zu überwinden und Dich einfach auf die Abenteuerreise "Jazz" zu machen. Der Begriff "Jazz" (eigentlich muß es ja "Jass" heißen) klingt immer so monolithisch, aber im Grunde wird heute unter Jazz fast alles an Musik verstanden, was nicht in den Charts ist, was mit einer gewissen schöpferischen Tiefe einhergeht, aber nicht klassisch ist. Es gibt Jazz-Richtungen, die ich besonders liebe, z.B. das Repertoire des American Songbooks oder der skandinavisch geprägte Jazz, aber auch Richtungen, wo ich schlagartig davon renne, z.B. Free-Jazz. Man sollte sich diesem riesigen Sammelbecken "Jazz" nicht verschliessen, nur weil "Jazz" dran steht, oder weil es nach intellektueller Altmänner-Musik müffelt. Musiker wie z.B. Trombone Shorty, Nils Petter Molvaer oder auch Eivind Aarset etc. pp. zeigen, daß der Jazz auch heute noch frische, moderne Facetten entwickelt, die dann durchaus in kommerzielle Ecken abstrahlen.
Viel Spaß auf der Reise!


Dat Ei


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